… die ersten Plagiate des neuen Jahres

Es konnte nicht ausbleiben. Erneut wurde eine erfolgreiche Romance-Autorin des Plagiats überführt. Die unter dem Pseudonym schreibende Hybrid-Autorin Maya Clark veröffentlichte sowohl im Self Publishing als auch bei dem autorengeführten Kleinverlag »Written Dreams«. 

edit: Am 22. März hatte ich noch geschrieben, dass der Written Dreams Verlag, die Dayton Rockets Reihe von Maya Clark weiter im Verkauf lassen wolle (so war es auf Facebook kommuniziert worden). 

Nur einen Tag später sehe ich, dass die eBooks bereits auf Amazon gelöscht wurden. Ich gehe davon aus, dass die Taschenbücher in den nächsten Tagen folgen werden. Ich möchte der Verlagsleitung zu dieser Entscheidung, die sicher nicht einfach war, meinen Respekt aussprechen. 

Quelle: pixabay.com

Fall 1 »Wie Feuer und Benzin«

Wie fühlt es sich an, wenn man entdeckt, dass sich jemand die eigene Geschichte angeeignet hat und als sein eigenes Werk ausgibt?

Als ich die Rezension las, bekam ich bereits Herzrasen, denn allein die Vorstellung, jemand könnte meine Geschichte als Vorlage für seinen/ihren „eigenen“ Roman genommen haben, tat verdammt weh.
Mein betroffenes Buch habe ich noch während der Oberstufe geschrieben, habe jede freie Minute hineingesteckt, viele Tränen vergossen, ein Gefühlschaos durchlitten. Es behandelt ein sehr schmerzvolles Thema, das mir beim Schreiben x-mal das Herz gebrochen hat, und das nach der Buchveröffentlichung dazu geführt hat, dass sich mir betroffene Leser anvertraut haben, was natürlich zu noch mehr Tränen und herzzerreißenden Gesprächen geführt hat. Damit hat das Buch etwas ganz Intimes, und ein mögliches Plagiat ist so, als hätte jemand diese intime Bedeutung kaputtgemacht. Ich war durcheinander, traurig, habe viel gezittert (tue ich auch jetzt) und nicht mehr gut geschlafen.

(Aurelia Velten, Autorin der Boston-Berserks-Reihe)

Ein erster Verdacht, dass Maya Clark nicht ihre eigenen Ideen zu Papier brachte, tauchte bereits Ende letzten Jahres in einer Facebookgruppe auf. Dort suchte eine Leserin ein bestimmtes Buch und schilderte den Inhalt. Für Aurelia Velten, die Autorin der erfolgreichen »Boston Berserks«-Reihe, war sofort klar, dass es sich um ihr Buch »Wie Feuer und Benzin« handeln musste. Doch in den Kommentaren wurde immer wieder ein anderer Romantitel genannt. Stutzig geworden, denn die Leserin hatte auch Details und nicht nur ein paar Anhaltspunkte zum Plot genannt, schaute sich Velten das genannte Buch – Band 1 der Dayton-Rockets-Reihe – auf Amazon an. Sofort stieß sie auf eine Leserrezension, die darauf hinwies, dass der Roman „arg abgeschaut“ von ihrem Buch sei (Link zur Bewertung: https://amzn.to/2UQgOuG). 
Sie kaufte das eBook und sehr schnell erhärtete sich der Verdacht. Sie bemerkte, dass der Grundkonflikt, auf dem die ganze Liebesgeschichte aufbaut, sowie einige Schlüsselszenen aus ihrem Buch übernommen worden waren. Dazu kamen diverse Details, die sich ebenfalls glichen. 
Da Maya Clark zwischenzeitlich zwei Plagiate nachgewiesen werden konnten und der »Written Dreams«-Verlag sehr zügig reagierte, hofft sie, dass es auch in ihrem Fall zu einer schnellen Lösung kommt. 

Fall 2 und 3 »FOX« 

Was ist in Dir vorgegangen, als Du von dem Plagiat erfahren hast? 

Im ersten Moment habe ich gar nicht verstanden, was da überhaupt passiert. Ich habe alles wahrgenommen und irgendwie reagiert, aber das lief alles wie ein schlechter Film an mir vorbei. Ich dachte die ganze Zeit über, dass mir so etwas doch nicht passieren kann und dass sich die ganze Sache als Missverständnis herausstellen wird. 
Die Realität holte mich jedoch ganz schnell ein. In dieser Nacht habe ich kein Auge zugetan. Die Erinnerungen an die Zeit, in der ich die Fox-Bücher geschrieben habe, wurden präsent. Die unzähligen Stunden, die ich mit Schreiben verbracht habe, die Energie und die Leidenschaft, mit der ich meinen Protas ein Leben eingehaucht habe … Zwei Jahre, in denen ich oftmals den ganzen Tag in meinen Büchern lebte, meine Familie zurückstecken musste, viele schlimme Dinge, die mir angetan wurden, noch mal verarbeitet werden mussten … All das sollte mir jemand gestohlen haben? 
Es fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Es tut weh. Es ist, als würde dir jemand das Herz aus der Brust reißen. Dein ganzes Herzblut steckt in diesem Werk. Und jemand kommt vorbei und nimmt es dir weg. Entehrt deine Arbeit. 
Dazu kommt die Ratlosigkeit. Was kann ich tun? Was soll ich tun? Wie soll ich reagieren? Wem kann ich vertrauen? Das ist die nächste Katastrophe. 

(Jana Marie Deniè, Autorin der FOX-Reihe)

Am 12. März 2019 tauchte in einer anderen Facebookgruppe ein Posting auf. Thema war die Stone-of-Hearts-Reihe, ebenfalls von Maya Clark. Just am Tag der Veröffentlichung von Teil 2 war eine Rezension aufgetaucht, die den Verdacht in den Raum stellte, dass die Bücher dieser Reihe Plagiate sein könnten und die eigentliche Autorin Jana Marie Deniè wäre. Zu diesem Zeitpunkt hatte es noch nicht die Runde gemacht, dass bereits eine andere Reihe unter Verdacht stand. Ich schreibe hier ganz bewusst Reihe und nicht nur Band 1, denn nach meinen Erfahrungen mit Plagiatoren und der Vorgehensweise ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch Band 2 und 3 keine Originale aus der Feder von Maya Clark sind.

Quelle: Amazon.de

Wie ging es nun weiter? Innerhalb weniger Stunden, nachdem die Gruppen-Admina, die die Rezension gesehen und die vermeintliche Autorin mit der Bitte um eine Erklärung angeschrieben hatte, waren beiden Titel auf Amazon vom Verlag gelöscht worden. 
Während sich der Verdacht, dass Maya Clark einen schweren, zweifachen Verstoß gegen das Urheberrecht begangen hatte, rasend schnell in den einschlägigen Facebookgruppen verbreitete, wurde Kontakt zu der betroffenen Autorin aufgenommen. 

Hier komme ich dann ins Spiel. Da ich bereits öfter auf diesem Blog über Plagiatsfälle berichtet habe, hat sich Jana Marie Deniè ratsuchend an mich gewandt. Zusammen mit einer Lektorin, die seit Katja Piel und Hannah Ben ebenfalls Erfahrung mit dem Erkennen von Plagiaten hat, wurden die betreffenden Bücher geprüft. Das Ergebnis der Prüfung kann man hier sehen. Obwohl Textstellen und Wörter geändert wurden, handelt es sich eindeutig um Plagiate und die Reaktion des Verlags, die Titel zu löschen, war daher nur folgerichtig. 
Vier Tage später veröffentlichte WD auf der Facebookseite ein Statement. Da die Kommentarfunktion nicht deaktiviert worden war, folgte die in solchen Fällen übliche »Diskussion«. 
Der Written Dreams Verlag hat die Zusammenarbeit mit Maya Clarks für beendet erklärt. Ihre Dayton-Rockets-Reihe ist indes immer noch im Verkauf. 

Wie sich dieses Vorgehen auf das Image und die Glaubwürdigkeit des Verlags auswirkt, wird die Zukunft zeigen. 

Quelle: https://www.facebook.com/WrittenDreamsVerlag/

Eine Stellungnahme des Verlags zu diesem Beitrag habe ich nicht eingeholt, da dieser auf seiner Facebookseite deutlich erklärt hat, dass mit o.g. Statement alles gesagt wurde. 

Was in so einem Fall immer wieder passiert und für die betroffenen Autoren besonders schmerzlich ist, ist die Vehemenz, mit der die Plagiatorin verteidigt und bemitleidet wird. Die eigentlichen Opfer werden ausgeblendet. 
Daher abschließend meine Frage an die beiden bestohlenen Autorinnen, was sie den Lesern gern sagen würden. 

Aurelia Velten:
Ich kann verstehen, dass ihr die Plagiatorin lieb gewonnen habt, ihr hattet über Facebook mit ihr Kontakt, vielleicht habt ihr sie sogar auf einer Messe getroffen und habt sie gedrückt. Ihr mögt ihre Bücher, das Problem ist nur: Es sind nicht ihre Bücher. Hier schmückt sich jemand mit fremden Federn. Maya Clark hat nicht nur andere Menschen, die viel Arbeit, Mühe und Herzblut in ihr Werk gesteckt haben, beklaut, sie hat auch euch Leser und den Written Dreams-Verlag belogen. Euer Mitgefühl hat sie nicht verdient (und nein, euren Hass auch nicht).
Ich verstehe vollkommen, dass ihr traurig und enttäuscht seid. Betrogen zu werden, fühlt sich nicht schön an – ich weiß das, denn wir sitzen im selben Boot.

Oben Fälschung von Maya Clark (Stone of Hearts – Band 1) und das Original (FOX, Befreit)

Jana Marie Deniè:
All die Leser, die unsere Bücher in dem Vertrauen kaufen, dass sie unserer eigenen Feder und unseren eigenen Gedanken entsprungen sind, ermutige ich, es weiterhin zu tun. Die überwiegende Zahl der Autoren sind Menschen, die mit viel Engagement und Herzblut dafür sorgen, dass wir als Leser abtauchen können, in die faszinierende Welt der Geschichten.
Lasst euch diese Freude nicht verderben, aber haltet die Augen offen. Denn auch in meinem Fall ist es aufmerksamen Lesern zu verdanken, dass der Diebstahl ans Tageslicht kam. Dafür möchte ich mich bedanken, und auch für eure schnellen Reaktionen. Das macht mir Mut, weiterzuschreiben.
An dieser Stelle möchte ich außerdem den vielen Autoren und Lesern danken, die mir ihre Solidarität zeigen. Eure netten Worte, bei Facebook, über Whatsapp und per Mail, helfen mir sehr, diese grauenvolle Zeit zu überstehen. Gemeinsam werden wir ein Zeichen setzen und dafür sorgen, dass Plagiatoren keine Zukunft als Autoren haben. Diese Diebe richten immensen Schaden an; nicht nur bei den betroffenen Autoren und ihrem Eigentum, auch bei den Verlagen, die sie zu ihrem Vorteil nutzen.

Hier ein weiteres Beispiel. Oben das Plagiat von Maya Clark, unten das Original von Jana Marie Deniè. Wie man sehen kann, wurde der Text zwar etwas abgewandelt, aber die Quelle ist immer noch deutlich zu erkennen. 



Abschließend, ebenso wie Aurelia Velten, hat auch Jana Marie Deniè anwaltlichen Rat gesucht und es werden entsprechende Schritte eingeleitet werden. Dies ist sehr zu begrüßen, da Plagiatoren wie z. B. Hannah Ben in der Vergangenheit nur mit einem Klaps auf die Finger ermahnt wurden und unter neuem Pseudonym weiter veröffentlichen.

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