Leserunden - ein kleines Einmaleins

Im Update zu Mein Buch - Vom Entwurf zum Bestseller habe ich dem Thema Leserunden und Social Reading bereits einige Kapitel gewidmet. In dem heutigen Gastbeitrag berichtet nun Pat McCraw von ihren Erfahrungen und gibt Euch außerdem eine praktische Anleitung an die Hand.

Pat ist seit mehreren Jahren Self Publisherin und bringt genau das mit, was man braucht um eine erfolgreiche Leserunde abzuhalten: Sie hat eine Menge Herzblut in ihre Bücher gesteckt und das merkt man. Außerdem ist sie ist eine kleine Rampensau und weiß genau, wie sie ihre Leser anzusprechen hat. Als schüchterner, sich in vornehmer Zurückhaltung übender, Autor kommt man in den Leserunden nicht weit, dazu ist die Konkurrenz, besonders durch die Verlagstitel, zu groß.

Ergänzend zu Pats Beitrag möchte ich noch sagen: jeder, also wirklich jeder, kann auf LB Leserunden erstellen. Ich weiß, dass es in FB-Gruppen immer wieder thematisiert wird, dass Loveleybooks keine SP will, also ihnen die "Autorenfeder" verleiht - wobei es durchaus auch Ausnahmen gibt. Der Tenor dieser Threads ist immer leicht weinerlich oder gekränkt.
Ich kann mich da nur wundern und sage folgendes: Lovelybooks gibt uns Self Publishern ein wunderbares Tool, um kostenlos Werbung für unsere Bücher zu machen, also nutzt es und mault nicht rum.
Und jetzt viel Spaß mit Pats informativem Text:

Thema: Leserunden
Leserunden sind ein wichtiger Faktor für Autoren, Leser und Blogger.
Ich möchte deshalb heute dieses Thema näher beleuchten.

1) Was sind eigentlich Leserunden?
Eine Leserunde bedeutet gemeinsames Lesen und Diskutieren eines Buches im Internet.
Autoren und Verlage stellen zu diesem Zweck den Lesern kostenlose Bücher/E-Books zur Verfügung. Der Leser bewirbt sich um ein Exemplar. Nach Erhalt nimmt er aktiv an der Runde teil und schreibt zum Schluss eine Rezension.

2) Wer organisiert Leserunden?
In den meisten Fällen werden Leserunden von Verlagen, Autoren und Fans veranstaltet.

3) Wo finden Leserunden statt?
Foren sind der ideale Platz für eine Leserunde, aber auch eine eigens dafür angelegte Facebook-Gruppe ist ohne weiteres fähig eine Leserunde aufzunehmen.
Die Software der Page muss die Möglichkeit bieten das Buch zu präsentieren, Details wie Cover und Leseproben zu veröffentlichen und Mitgliedern der Runde ermöglichen, ihre Kommentare abzugeben.
Facebook hat den Vorteil, dass die Leser via Handy an der Diskussion teilnehmen können.

4) Für welche Bücher sind Leserunden geeignet?
Leserunden sind besonders gut für Belletristik geeignet.

5) Warum sollte ich als Leser/Blogger an einer Leserunde teilnehmen?
Da die Auswahl an Leserunden groß ist, wird jeder interessierte Leser ein Buch nach seinem Geschmack finden. Er braucht es nicht zu kaufen und bekommt oft persönlichen Kontakt zum Autor, dem er seine Gedanken und seine Meinung zum Buch mitteilen kann. Das kann zu vielen interessanten Diskussionen führen. Der »Preis« für das kostenlose Buch besteht meist in einer schriftlichen Rezension des Lesers im Forum selbst oder in den Shops, in dem man das Werk erwerben kann. Dem Blogger bietet die Leserunde neuen Content auf seinem Blog.

6) Welchen Sinn macht eine Leserunde für mich als Autor oder Verlag?
Eine gute beworbene Leserunde macht ein Buch publik und bildet eine Fan-Gemeinschaft. Betreut der Autor die Runde persönlich, gefällt das den Lesern. Das Werk erhält Rezensionen.

7) Wie lege ich eine Leserunde an?
Eines der bekanntesten Portale für Leserunden ist Lovleybooks.
Dies möchte ich als Beispiel benutzen.
Zunächst meldet man sich als »normales« Mitglied bei LB an. Um eine Leserunde anzulegen, reicht das aus. Will er sich als Autor um die Runde kümmern, trägt er sich als neuer Autor ein. LB überprüft danach, ob der Autor den Regeln des Forums entspricht, kontaktiert den Autor per Mail und schaltet ein Autorenprofil frei.
Jedes LB-Mitglied besitzt ein Buchregal, in das es Bücher seiner Wahl eintragen kann. Macht man das, ist das Buch auf der LB-Seite registriert und kann so recht einfach in die Leserunde übernommen werden.

Und nun geht es los:
Auf der Startseite klickt man auf »Leserunde anlegen« und richtet die Runde nach den eigenen Wünschen ein. Man beschreibt das Buch, teilt mit, wie lang die Runde läuft, wann die Bewerbungen eingetrudelt sein sollten und wie viele Bücher vergeben werden.
Viele Autoren verteilen/verlosen inzwischen nur noch E-Books, denn Taschenbücher zu versenden kann zu einer teuren Angelegenheit werden. Für Verlage ist das eher kein Problem, aber für Self-Publisher rechnet es sich kaum.
Man schafft Unter-Kategorien. Nützlich sind Unter-Kategorien wie »Leseprobe«, damit die Bewerber der Runde einen Einblick bekommen und »Cover«, um den Buchdeckel zu diskutieren.

Danach ist es ratsam, den Inhalt des Buches zu teilen und Kategorien dafür zu erstellen. Das hat den Sinn spoilern zu vermeiden, denn die Teilnehmer lesen oft unterschiedlich schnell. Niemand mag eine Diskussion über Kapitel 36 lesen, wenn er erst bei Kapitel 16 ist.
Ist das Buch so angelegt, empfiehlt es sich eine Kategorie für »Diverses« einzurichten, denn die Diskussionen ufern gelegentlich in andere Richtungen aus. Natürlich sollte man eine Kategorie für die Rezensionen nicht vergessen, um den Überblick zu behalten.
Hier noch einmal kurz ein Beispiel für die Kategorien:
1) Ich möchte mitlesen (für die Bewerber)
2) Leseprobe
3) Cover
4) Die Gewinner
5) kapitel ...
6) Kapitel ...
7) Kapitel ...
8) Dies und Das
9) Deine Rezension hier.

Man kann Kategorien hinzufügen und löschen, was die Sache vereinfacht. Gibt es allerdings bereits Beiträge in einer Kategorie, lässt sie sich nicht mehr löschen.

8) Was muss ich als Autor noch beachten?
Eine Leserunde macht Arbeit. Dessen sollte man sich bewusst sein. Sie möchte jeden Tag »gefüttert« werden, besonders in der Zeit, während die Bewerbungen eintreffen. Die Leser finden nur aktive Runden. Also sollte man immer etwas zu dem Buch zu sagen (schreiben) haben, damit die Leserunde wieder auf die Startseite springt. Man muss damit rechnen, eine Leserunde über Wochen zu betreuen.
Oftmals muss man die Teilnehmer persönlich anschreiben, um die Email Adresse bitten, an die Runde/Rezension zu erinnern. Das kostet Zeit.
Einige Autoren geben deshalb ihre Runden an Leserunden-Profis in Auftrag, die dann für ihre Mühe bezahlt werden.

Nicht jede Leserunde verläuft positiv für den Autor. Es kann ohne weiteres sein, dass ein Leser das Buch verreißt und so die Atmosphäre der ganzen Runde »verpestet«. Darauf muss man gefasst sein. Klappt die Runde gut und die Geschichte überzeugt, ist es wunderbar für einen Schriftsteller, die Gedanken und Gefühle der Leser mit zu verfolgen. Der persönliche Kontakt bringt dann allen Seiten sehr viel Spaß.
Es gibt »Abstauber« in den Leserunden, die nur kostenlose Bücher wollen, sich danach jedoch nicht mehr melden. Das ist ärgerlich, aber unvermeidbar.

Es ist empfehlenswert, besonders wenn man mehrere Runden plant, eine (Excel) Liste der Teilnehmer anzulegen.
Nickname, Email-Adresse, realer Vorname, Buch erhalten am:, Aktiv ja/nein, Rezension erhalten ja/nein
Außerdem sollte man die Teilnehmer als Freunde adden, um sie für nachfolgende Runden einfacher ansprechen zu können.
Wenn keine Beiträge/Rezensionen mehr zu erwarten sind, ist es völlig okay, die Leserunde mit einem abschließenden Satz zu beenden.

Mein persönliches Fazit nach ca. zehn Leserunden bei LB und FB:
Leserunden machen Arbeit, kosten Zeit, aber können viel Spaß bringen. Sie sind für Self-Publisher gut geeignet, um ihre Bücher bekannter zu machen und um zufriedene Stammleser zu gewinnen. Ob sie sich für große Verlage rechnen, vermag ich nicht zu sagen.
Wie immer im Social Media gilt auch hier der Satz: Probieren geht über studieren. :)

Eure Pat McCraw

Pat McCraw, Autorin, Verlegerin, Kolumnistin. BJ 1955, Powerfrau und Arbeitspferd. Als Schöpferin der Duocarns Buchserie liebt sie das Genre Fantasy und Romance. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, karikiert sie gelegentlich die Auswüchse des Self-Publishing. Ihre Satire ist zu finden auf xtme:adult.
Mehr über Pat McCraw auf http://www.elicit-dreams.de

Kommentare

Jan-Tobias Kitzel hat gesagt…
Schöner Bericht. Direkt mal als Lesezeichen für später abgespeichert. Hab mich nämlich bisher noch nicht an dieses Thema getraut.
Caren Anne Poe hat gesagt…
Danke für diese wirklich interessanten Tipps. Kamen gerade zur rechten Zeit.
Danke nochmals und liebe Grüße
Caren Anne Poe - Autorin